8A+ zum Wiedereinstieg und die Wiederentdeckung der argentinischen Gastfreundschaft. Altiplano 2017 – Kapitel 3 (14.04. – 17.04.)
Wir warten noch auf Hanta (den Mäuse-Killervirus) und erliegen derweil unserem haus- und menschgemachten Gift (vermutlich, denn eine echte Diagnose können wir nicht zweifelsfrei stellen, aber die zeitliche Korrelation ist gegeben). In Uruguay haben wir direkt am Stellplatz unseres Busses 80l Trinkwasser getankt. Aus einem Brunnen an einem einsamen Hof weit entfernt von der nächsten Stadt und umgeben einzig von grün gewellten Feldern. An den Zäunen der Anbauflächen hängen Werbungen für Round Up und getunetes Saatgut.
Natürlich kochen wir das Wasser ab, aber kochen hilft halt nur gegen Bakterien und nicht gegen Chemie. Und so sind wir allesamt nach knapp zwei Wochen uruguayischen Trinkwassers zehnmal am Tag auf dem Klo. Auch mitten in der Nacht und so weiter.
Zum Glück gibt es hier in Capilla del Monte, Los Mogotes, eine Toilette am Platz. Ansonsten knüpfen wir dort an, wo wir in Piedra Parada vor einem knappen Jahr aufgehört hatten: Bei den Locals. Man zeigt uns herum, führt uns durch Projekte mit Haken und solche ohne, sowie Felsen, die erst noch geputzt werden müssen. Davon gibt es genug und alles erinnert an unsere letzte kleine Reise nach Sardinien im Januar, nur dass der Granit hier härter ist. Allein nicht so fest, dass jeder kleinste Griff in jedem Überhang halten würde und dann ist hier ja auch noch Sommer (im umgerechneten Oktober). Wir befinden uns auf dem Breitengrad von Rom und noch unter 1000m Meereshöhe. Aber der Ort ist perfekt um in drei Klettertagen wieder hinein zu kommen in das Spiel mit dem echten Fels, das ich im Grunde, abgesehen von drei Wochen Sardinien, dieses Jahr bislang auf meinen Trainingsblock im Garten verlegt hatte. An dem dominieren zwar auch die Felsgriffe, aber richtig draußen ist dann doch immer ein bisschen anders.
Die Form allerdings scheint zu stimmen. Im Bouldersektor Rocamola unweit der Stadt und etwas oberhalb von Los Mogotes (wo Routen vorherrschen) kann ich schon am ersten Tag alles klettern (es geht bis 8A, wohl eher soft, aber ich kenne weder meine genaue Form noch mein Gewicht) und am zweiten noch dazu die bestehenden Projekte (jetzt geht es bis 8A+, hoffentlich weniger soft, der Sprung um ein Plus auf jeden Fall hat es in sich). Man lädt uns abends zum Essen ein, ich finde erstaunlich schnell in mein wackeliges Spanisch zurück und die Kinder lieben den Platz am Fluss. Alles perfekt, selbst mit einem Körper voller Chemie Marke Montsanto.
Dann bricht schlechtes Wetter, von dem wir nicht wissen, über den Nordosten Argentiniens herein, dass uns nicht kümmert, wir waren ohnehin am Weiterreisen. Die Richtung heißt weiter im Groben Nordwesten und irgendwann einmal Tuzgle. Und im Genaueren Ruta 40 (die berühmteste und längste Straße des Landes, die von Süden kommend noch in Patagonien ihre 2500km feiert und hier oben irgendwie bei 4000km eincheckt) und ein oder zwei kleinere Klettergebiete unterwegs, die man uns empfohlen hat – Tafi del Valle unweit von Tucuman oder Brealito auf der Höhe von Salta.