Härtegrade eines Paradieses – „En esta luz te ves como Poseidon“ (9a), warum in El Eden nahe Potosi eben doch schwer geklettert werden kann und wieso der Ort auch sonst ein himmlischer Garten ohne Bäume ist. Kapitel 17 (23.07. – 26.07.)

Der lange Arm der Crux. Nach den ersten beiden Bouldern an der Kante links zieht die wunderbare Traverse noch immer athletisch anhaltend nach rechts zum Schüttler.

Die Runde ist schnell gemacht. Die lokalen Kletterer am Festival in Tajgrapata oberhalb von Iquique vor einem knappen Monat hatten uns vorgeschwärmt von diesem Ort hier in Bolivien, von den Möglichkeiten und dem grünen Gras, dabei haben sie selbst – das sehen wir jetzt – mit ebenjenem Tajgrapata ein weit größeres Klettergebiet quasi vor der Nase. Aber jenes ist eben nicht so bequem wie El Eden. Kälter ist es dort auf der chilenischen Seite, windiger, nur braunes Gras, kein grünes, kein Wasser und vor allem kein Refu. Keine Unterkunft mit Betten, Klo und Küche. Und dann muss man in Tajgrapata außerdem ein bisschen weiter laufen, will man den noch fast komplett unerschlossenen Riesencanyon links der Straße erreichen.

Wir waren bisher nicht nach El Eden gekommen, weil uns Juan – seines Zeichens bester Kletterer Boliviens – aus zweierlei Gründen davon abgeraten hatte: Der Fels sei nicht hart genug für schwere Routen und außerdem nicht ausreichend steil. Was – wie wir jetzt sehen – nicht ganz von der Hand zu weisen ist, auch wenn die Vulkanasche, mit der ein angesichts der Ausmaße von knapp 1000km man 1000km wohl gigantischer Vulkan das gesamte Altiplano vor 60 Millionen Jahren überzog, hier vergleichsweise gut von den Gletschern der letzten Eiszeit komprimiert wurde. (Überhaupt dreht sich in Sachen schwer Klettern hier oben fast alles um die Frage: Baby, wie hart ist deine Asche?)

Nach unserer Runde durch die zwei halben Canyons (später entdecken wir weiteres Potenzial im Umkreis, was die gesamte Menge Fels hier beträchtlich wachsen lässt), die Sanddünen und die fast schon moorig feuchten Wiesen mit Lamas, Schafen, Kühen, Hühnern, Hunden und Katzen (denn zum Refu gehören noch drei weitere Hütten) stehen wir dann auch dementsprechend da und fragen: Lohnt es sich hier etwas einzubohren, oder klettern wir einfach ein bisschen und reisen weiter?

Sand und Lamas. Zum Paradies gehört auch eine ziemlich weite Düne und eine Herde Lamas.

Allein eine Wand, das Kopfende des Halbrundes aus Felsen über dem Refu gewissermaßen, hat bei mir visuelle Spuren hinterlassen, nur ist sie wie auch alles andere hier (denn mit bis zu knapp 40m Höhe sind die Felsen nicht wirklich klein) eben nicht durchgehend, sondern hat nach einem Drittel eine Terrasse. Unter dieser aber erstreckt sich die Möglichkeit einer schweren Linie in scheinbar sehr gutem Fels und ohne zu vielen lästigen Strukturen wie Griffen und Tritten. Und was man sonst noch so zum Klettern braucht. Es gibt nur einen Weg, soviel ist auch von unten klar, und der geht einmal quer über das Schild hinweg.

Und also rattern die Motoren meiner Bohrmaschine wenig später von oben kommend über das Stück Fels herab. Die linke Kante will ich so schnell wie möglich zu Gunsten der blanken Wand verlassen, aber ich bin viel zu schwach. Zu kurz im Übrigen auch. Kurzum: So nicht. Ich setze zwei Haken zur Kante hin um und befinde mich von hier an im Bereich des Machbaren. Aber nur gerade so.

Ich mag die Kante – wie alle Kanten – nicht besonders. Aber sie mag mich. Lässt mich nicht los. Ich wackle mir einen ab, um den Weg zum guten Loch nur einen Meter fünfzig weiter rechts zu finden, aber es ist wie Weltall, nur mir Schwerkraft. Es gibt keinen Punkt der physischen Referenz. Bezugs- und trittlos hänge ich da, ohne mich abstoßen zu können.

Der Eleminator nach dem Ruhepunkt, aber auch noch nicht das Ende aller Widrigkeiten. Vor allem wenn man den knappen Atem auf 3900m Höhe bedenkt.

Zwei Versuche später und mit Einbruch der Nacht stehen dann doch zumindest die Einzelbewegungen. Mehr oder weniger jede für sich. Die etwa 25 schweren Züge der Rute gliedern sich in: 7C+ unten an der Kante (auf jeden Fall schwerer als alle Boulder dieses Grades, die ich auf diesem Kontinent wiederholen konnte und nur mit einer bestimmten Kombination aus Scarpa Instinct VS und Instinct VS-R zu bezwingen). Dann atmen, aber nicht schütteln, denn zu Zwecken der Resistenz gegen die Schwerkraft bleibt zumindest die linke Hand an die Kante betoniert. Und auch die Rechte sollte man trotz im Grunde passabler Tritte nur vorsichtig lösen, will man nicht die Tür zur – zumindest temporären – Schwerelosigkeit aufstoßen.

Was folgt ist wohl die Crux, denn auch am zweiten Tag kann ich trotz sehr vieler Anläufe die Passage nicht zusammenhängend klettern. Also mindestens 8A Boulder und technischer als die Sittenpolizei erlaubt. Hat man sich doch in die Wand hineingeeiert, wechselt der Stil urplötzlich wie die Temperatur von Tag zu Nacht in knapp 4000m Höhe. Trotz schlechter Tritte geht es athletisch nach rechts in einen Ruhepunkt (ohne Tritte). Eigentlich gehört das hier logisch gesehen noch zum Kantenboulder, was ihn auf mindestens 8A+ wachsen lässt. Drei Meter sind es hier noch zur Kante rechts und fünf zur Kette, aber unter einer erneut sehr technisch kleingriffigen 7B+ darf man nicht dorthin.

Und wenn pressige Routen im Flachland mitunter Namen tragen wie „Keine Zeit zum Atmen“ dann ist das angesichts der 3900m über Null hier einfach nur ein Witz. Denn es mangelt nicht nur an Zeit zum Atmen zwischen den sehr physischen Zügen, es mangelt wie immer ganz gravierend an Luft.

Ebenfalls mit von der lebendigen Partie. Lämmer.

Und gerade wegen all dieser Widrigkeiten auf perfektem Fels leuchten meine Augen schon nach dem ersten Versuch. Denn entgegen aller Vorhersagen habe ich hier eine Perle ausgegraben, die in Sachen Kreativität der Züge alles bisher auf Vulkangestein Gekletterte alt aussehen lässt und beinahe an die „Scènes bizarres dans la mine d‘or“ im Jansegg nahe Fribourg heranreicht. Und diese Route ist wohl eine der besten der Welt. (Nur mit 9a+ leider ein bisschen zu schwer, um das der breiten Masse verständlich zu machen.)

Logisch wäre also ein zweiter Platz und angesichts der Silberminen überall der Name: „Escenas raras en la mina de plata“. Aber ich habe da auch diese Textzeile von Sufjan Stevens in meinem Kopf, die mich ebensowenig loslässt, wie die oben beschriebene Kante: „In this light you look like Poseidon“ Das hat rein gar nichts mit der Route zu tun, denn das Meer ist weit, weit weg, und Stürme gibt es zum Glück seit Juni auch keine mehr, aber „En esta luz te ves como Poseidon“ wäre schon ein Statement für die erste 9a des Landes und die erste der Welt auf über 4000m. Und da die Route nur ganz in der Früh etwas Sonne bekommt, der Himmel aber auch der Rest des Tages blau die ein somnambules Weltmeer über den Felsen steht, leuchten die Schatten in ebenjener Farbe. Und ich weiß nicht, aber vielleicht sehe ich beim Klettern dann auch wie ein griechischer Gott der Meere aus. Bislang zwar eher wie ein im allgemeinen Blau ertrinkender, aber was noch nicht war, darf ja noch kommen.

Und so verhältnismäßig überschaubar (in Europa gäbe es hier wohl um die 500 Touren) das Potenzial in direkter Umgebung des Refu auch ist, so spricht im Grunde nichts gegen das Kommenlassen. Die Kinder lieben den Platz zwischen Tieren, Sand und Wasser, nachts friert es höchstens auf minus zehn Grad herunter, wir haben Strom und wenn am Abend die Sonne hinter der Herde Lamas über den im Gegenlicht zerrinnenden Wasserflüsschen untergeht, kann auch dem irdischsten Betrachter das Göttliche an der Szene kaum entgehen.

Nach zwei sehr intensiven Tagen in der Route und je nach Zählweise vier bis acht Versuchen (auf jeden Fall um die vier Stunden in der Wand) gönnen wir uns einen Ruhetag in den Thermen Richtung Potosi, jede Menge sogenanntes Superfood zu Spottpreisen auf dem dortigen Markt (Quinoa, Chia, Nüsse, Leinsaat, Trockenfrüchte, usw.) und Essen bis zum Umfallen in diversen Einrichtungen. Wir sind jetzt seit einem Monat ununterbrochen auf über 3000m und den Großteil der Zeit auf 4000m Höhe, ohne aber etwaige negative Effekte noch – wie Anfangs – zu spüren (wenn zügelloser Appetit nicht, wie von manchen Kletterern, dazu gezählt wird). Positiv schlagen allerdings je länger je mehr die abnehmenden Kilos zu Buche. Inzwischen wiege ich nur noch 65kg entgegen der normalen 69-70kg zu Hause (die verglichen zu den 78kg Ende 2013 mit einem soliden 9a-Level auch schon super sind). Und wir rennen wie die jungen Lämmer auf den Weiden von El Eden. In Bolivien sagt man (irrsinniger Weise), vom Leben in der Höhe, bekäme man eine größere Lunge. Kurzum, ich fühle mich nach der Form meines Lebens.

Kolonialcharme im nahen Potosì.

Was nicht daran ändert, das auch am dritten Tag in der Route mir mein Projekt ganz schön zu puzzeln aufgibt. Bisher habe ich mehr oder weniger die einzelnen Passagen hinbekommen, noch ohne den Cruxboulder in der Mitte zusammenhängen zu können. Immer wieder kommen mir die Füße in den technisch anspruchsvollen Passagen an der Kante (vor allem im ersten Boulder) und die Körperpositionen ändern zum Teil schon bei kleinsten Abweichungen um ein paar Grad die gefühlte Schwierigkeit erheblich. In der ersten Session des Tages versuche ich erst einen neuen Instinct VS, eigentlich ein super Schuh zum Hooken, habe aber in der Crux aber mit der relativ harten, nicht eingekletterten Ferse und dem härteren Gummi keine Chance. Gleiches gilt für die zu weiche Ferse des Furia. Nur mit meinem perfekt ein- (bis durch-) gekletterten Instinct VS-R mit neu entwickeltem XS Edge 2 – Gummi halte ich mich in der Wand. (Keine Ahnung wie viele Schuhmodelle es auf dem Markt gibt, mit denen man diese Route auf diese Weise überhaupt klettern kann?) Am rechten Fuß bevorzuge ich allerdings den neuen VS.

Ich befinde mich irgendwo um den 10. Versuch und plane schon die Klettertage der kommenden Woche (am Nachmittag fahren wir nach Sucre, da von dort Jeannes Mutter nach Hause fliegt und die Stadt sehr schön sein soll), davon ausgehend, dass sich dieses Projekt sicher noch einige Zeit hinziehen wird. Die Bedingungen sind wie so oft perfekt, vielleicht schon aus Reflex absolviere ich unter den Startgriffen die Atemübungen, die sonst Teil der Routine „echter“ Durchstiegsversuche sind. Der erste Boulder läuft ideal, auch dank der neuen Schuhkombi. Dann Aufhocken und Klippen des zweiten Hakens (mit Chance zurück auf den Boden zu fallen). Der Start der Route ist relativ steil und ein bisschen explosiv, hier die Crux anzuhängen ist nur deshalb nicht (für mich) extrem schwer, da der Stil stark wechselt und obwohl kein Ruhepunkt vorhanden ist, man dank des einen recht guten Trittes zumindest die Atmung etwas beruhigen kann.

Aufrichten und wieder ein wackeliger Klipp mit rechts. An dieser Stelle beginnen die wirklich kniffligen Züge. Erst den wohl seichtesten Hook meines Lebens, der erst einigermaßen stabil wird, wenn man sich um die Kante legen kann. Hierzu mit rechts eine feine Struktur an ebenjener auf Schulter einsortieren, vorsichtig den Hook immer weiter belasten und dann mit der linken Hand zur rechten etwas unterhalb dazu gehen. Aus irgendeinem Grund bekommt man die Finger kaum in die vertikale Position und den Daumen nur äußerst schwer auf den obligatorischen Nuppel rechts, ohne den (oder auch mit einem bequemeren weiter oben) die Folgezüge unmöglich sind, so nah an der offenen Tür sind hier alle Bewegungen.

Auch der Salar de Uyuni ist nicht weit weg. Allerdings sehr weit an sich.

Hier war ich im ersten Versuch des Tages gefallen, dieses Mal aber gelingt es mir den linken Fuß weit hoch zu nehmen, Voraussetzung für die beiden schwersten Züge der Route. Den rechten Fuß zum Zwecke besseren Klammerns etwas unterhalb an einen Seittritt dazu und dann versuchen die rechte Hand so schnell wie vorsichtig zu lösen, um in die kleine Zweifingerschale (ca. sieben Millimeter tief) zu kommen, bevor die Tür Richtung Kante aufgeht. Vollkommen unverhofft kann ich den Zielgriff halten, richte mich auf den gleichen Tritten auf und setze zu der Bewegung, die einen endlich von der Kante trennt an. Weit mit der rechten Hand in die Wand hinein mit dem hier natürlich schon einsetzenden mentalen Push eines möglicherweise sehr frühen, sehr guten Versuches.

Auch dieser Zug gelingt und einen kleinen Hepper weiter endlich ein besserer Griff mit rechts (dafür gehen jetzt die Tritte in der fast vollkommen glatten Wand aus). Ich klettere jetzt wie im Rausch. Es mag der Sauerstoffmangel sein oder die Erschöpfung, egal, immer an der Grenze des Abfallens kämpfe ich mich die weiten Züge mit miserablen Tritten bis in den ersten Henkel der Route. Hier gibt es zwar für die Füße gar nichts mehr (außer Hooken neben den Händen), aber auch mit den Schuhspitzen auf der Platte lässt es sich ganz gut Sauerstoff tanken (was in etwa zehn Minuten heftigen Atmens erfordert, bevor meinem Körper die Sauerstoffsättigung im Blut vernünftig erscheint).

Es ist die krasseste Leistungssteigerung, die ich in meinem gesamten Kletterleben bei mir selbst beobachten konnte, aber die Route ist noch nicht vorbei. Ein 7B+ Boulder mit einem weiten, technisch schweren Zug über einen Untergriff und einer Reihe Leisten danach warten noch auf mich. Und ich warte auf sie, hechelnd und unentschlossen zwischen surrealer Chance das Projekt jetzt schon zu knacken und der Möglichkeit mich im Falle eines Falles damit zu trösten, dass ihm auf diese Weise die angestammte Anzahl Versuche zukommen würde, was die Rechtfertigung eines Grades natürlich einfacher macht.

Aber schon mit dem nächsten Gedanken verwerfe ich diese Vorfreude über einen möglichen Misserfolg. Die Route ist nun mal so schwer wie sie ist, egal wie lange ich dafür brauche und außerdem: Kann ich sie jetzt, hier und heute klettern. Immerhin hänge ich bald eine Viertelstunde an diesen beiden Griffen und nicht nur kann ich wieder normal atmen, auch geht der Laktat langsam aus den Armen.

Also links die kleine Kante schultern. Erst nicht ganz ideal, aber da ich weiß, dass wenn ich mir diese Zeit diesen Griff richtig einzusortieren nicht nehme, ich ohnehin falle, verbleibe ich und spüre die Details des Griffes, bis sie sich korrekt anfühlen. Rechten Fuß zur rechten Hand in den Henkel. Hinterscheren, aber nur bis zur Mitte. Schuhspitze an der Wand hochrütteln, um die nötige Höhe für die Leiste über mir zu haben. Hochschnappen.

Ich fühle mich fallen.

Aber das Abrutschen über der Leiste wird von einer höheren Macht gebremst. Ich hänge. Vielleicht Poseidon.

Die vermaledeite Zange, mit der zusammen mit dem hier verdeckten Hook links um die Ecke allles steht und fällt.

Links auch hoch auf eine andere Leiste. Füße x-mal hin und her und hoch und runter tauschen. Die Hände auf den drei Leisten vor mir ebenfalls. Immer kippend, schüttelnd, keuchend. Rechten Fuß raus und dann mit einem letzten Schwung auch die rechte Hand. An die Kante. Körper ganz nah am Fels. Ich habe ihn!

Aber ich schreie nicht. Warum? Ich weiß es nicht. Denn die Route ist gebongt.

Zwei Meter bis zur Kette. 5b. Ich schreie wieder nicht. Wie sonst im Grunde immer.

Ich kann nicht glauben, was passiert, vielleicht weil ich denke, es passiert noch immer. Und ist doch schon vorbei. Das Seil liegt schon im Karabiner. Der Karabiner an der Umlenkung. Die zwei Türme aus Vulkangestein rechterhand hinter den Wiesen, auf denen eben erst das Eis geschmolzen ist. Die Sonne fast senkrecht darüber und der Himmel blau. Wie immer. Somnambul.

Mehr oder weniger zehn Versuche. Je nach Zählweise auch nur sechs sehr lange (im ersten Boulder kann man ganz gut direkt wieder auf den Boden fallen). Zu wenig, um den Grad, von dem ich bisher sicher war, er wäre es, zu geben. 9a. Aber andererseits, vergleiche ich die Einzelpassagen mit allem, was ich hier bislang an Bouldern gesehen habe, dann ist der Start einfach deutlich schwerer als die 7C+ des Kontinents, ist die (12 Züge lange) Crux danach auch mit dem wohl besten Schuh der Welt und meiner für dieses Niveau und diese Region der Erde sehr überdurchschnittlichen Armspannweite mit drei vollen Sessionen kaum als unter 8A+ zu verkaufen und folgt dann eben auch noch ein 7B+ nach mittelmäßigem Rastpunkt. Alles wie gesagt nach subjektivem Empfinden und ohne Beachtung der Meereshöhe (an die wir uns nun seit gut drei Monaten anpassen) von 3900m und meines geradezu traumhaften Gewichts.

Denke ich an Wiederholungen in diesem Grad zurück (allesamt von Adam Ondra bestätigt) wie Jungle Speed, A Muerte oder Cabane au Canada, dann brauchte ich z.B. für erstere schon 2011 nur 10 Versuche. Und seitdem hat sich bei mir dann doch einiges getan in Sachen Schwierigkeit.

Die zentrale Frage in Bolivien ist im Grunde immer: Richtet sich der Grad an die wenigen einheimischen Kletterer, von denen Juan mit einem zumindest potenziellen 8b-Niveau der Stärkste ist, die in der Regel auf über 3000m geboren wurden und dementsprechend in Maximalkraftausdauer-Routen in dieser Höhe einen enormen Vorteil vor uns Flachländlern haben. (Die bolivianische Fußball-Nationalmannschaft gewinnt nicht umsonst zuhause gerne gegen Brasilien oder Argentinien, um dann auswärts 6:0 zu verlieren.) Oder soll die Bewertung dem Besucher, der in aller Regel höchstens ein paar Wochen bleibt und also krass unterangepasst ist, als Orientierung dienen?

Denke ich an den mir bereits immens erscheinenden Formverlust zurück, den ich von jeweils nur ein paar Tagen auf Meereshöhe sowohl in meinen Projekten in Socaire (3600m.ü.d.M) oder Tajgrapata (4000m.ü.d.M.) „erlitt“ (und die Population der roten Blutkörperchen erneuert sich nur in sechswöchigen Zyklen), dann möchte ich mir nicht vorstellen, wie sich eine Route wie diese nach einem „durchschnittlichen“ Aufenthalt eines Spitzenkletterers in einem so abgelegenen Gebiet wie diesem von – sagen wir einmal – zwei Wochen anfühlen muss. Für mich auf jeden Fall ziemlich unzusammenhängbar.

Ich gebe also trotz des relativ schnellen Durchstiegs 9a. Uns als Namen: En esta luz te ves como Poseidon – In this light you look like Poseidon.

Die Wand an sich. Der Ruhepunkt nebst Sand am Boden.

One thought on “Härtegrade eines Paradieses – „En esta luz te ves como Poseidon“ (9a), warum in El Eden nahe Potosi eben doch schwer geklettert werden kann und wieso der Ort auch sonst ein himmlischer Garten ohne Bäume ist. Kapitel 17 (23.07. – 26.07.)”

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